1912
Gebäudetyp
Industriemühle
Mühlenart
Getreidemühle
Betriebszustand
1987 stillgelegt, Einrichtung entfernt
Heutige Nutzung
Geschäfte, Bars und Restaurants
Geschrieben von Jan Wiedenroth: Mitten in einer durch schnelles Wachstum geprägten Zeit nahm in Braunschweig ein imposantes Bauwerk Kontur an: die Lehndorfer Roggenmühle. Sie wurde durch die Mühlenbaufirma G. Luther unter Leitung des Architekten Otto Orlishausen erbaut und in den Folgejahren kontinuierlich erweitert. Mit ihrer enormen Größe unterschied sie sich von herkömmlichen Wind- und Wassermühlen. Dabei macht die eigentliche Mühle noch den geringsten Teil des imposanten Gebäudes aus. Die in einer so großen Mühle üblicherweise betriebene Handelsmüllerei benötigte große Lagerräume für Getreide und Endprodukte in Form von Silos. Die verschiedenen Bearbeitungsstationen waren als Reinigung, Mühle und Mischerei in eigenen Gebäudeteilen untergebracht.
Betreiberin war die Braunschweiger Roggenmühle AG. Die Mühle diente lange Zeit als Versuchsanlage für die in der Nähe befindliche MIAG.
1915 wurde ein Kesselhaus angebaut und 1916 folgte eine Trocknungsanlage.
Das erste Foto der Roggenmühle 1912. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG
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Betreiberin war die Braunschweiger Roggenmühle AG. Die Mühle diente lange Zeit als Versuchsanlage für die in der Nähe befindliche MIAG.
1915 wurde ein Kesselhaus angebaut und 1916 folgte eine Trocknungsanlage.
Walzenboden 1912 mit dem neuen Walzenstuhlmodel von Lutter. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG
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Die neuen Plansichter 1912. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG
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Die etwa 100 m lange und ohne Turm bis zu 30 m hohe Roggenmühle fiel am 7. Oktober 1913 zum ersten Mal einem Großfeuer zum Opfer, allerdings ohne schwerwiegende Schäden. Bereits 1914 ereignete sich der nächste Brand, ausgelöst durch die heiß gelaufene maschinelle Einrichtung. Ein einzelnes Getreidesilo stand in Flammen und wurde umgehend wieder aufgebaut.
Nach dem 1. Brand 1913. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Nach dem 2. Brand 1914. Hier sieht man gut den Getreidehaufen vor dem Silo liegen. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG
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Am 28. Januar 1921 erfolgte der Zusammenschluss der „Braunschweiger Roggenmühle AG“ mit der noch heute bestehenden „Mühle Rüningen GmbH & Co. KG.
Beim schwersten Luftangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944 wurde auch die Lehndorfer Mühle schwer beschädigt. Ihr Wiederaufbau wurde 1948 abgeschlossen. Zwischen 1952 und 1953 wurde die Mühle von Dampfbetrieb auf Elektrizität umgestellt.1934 wurde der Wasserturm für die Sprinkleranlage gebaut. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Nach einen Bombenangriff 1944. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Eine Luftaufnahme von 1962. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Trotz diverser technischer Neuerungen in den zurückliegenden Jahren zeichnete sich seit Beginn der 1980er Jahre das allmähliche Ende des Mühlenbetriebes ab. Im Jahre 1987 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Lediglich die Silos wurden noch bis in das Jahr 1999 von der Mühle Rüningen weiter genutzt. Große Teile der aufwendigen Mühlentechnik fanden in Südafrika eine neue Verwendung und der monumentale Bau in Lehndorf kam unter Denkmalschutz, was allerdings nicht verhinderte, dass dieses einmalige Industriedenkmal in den darauffolgenden Jahren dem Verfall ausgeliefert war.
Die Roggenmühle 1975. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Die Vorderseite der Mühle, einige Jahre nach ihrer Stilllegung. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Die Rückseite der Mühle, einige Jahre nach ihrer Stilllegung - Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Der Siloboden kurz vor Sanierung der Mühle. |
Hier hingen einmal die Plansichter. |
Die alte Mehlmischerei. |
Ein Blick in die verlassene Mühle. |
Nach langjährigen Vorüberlegungen und einer grundlegenden Bebauungsplanung erfolgte 2007 der Beginn der Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude. Unglücklicherweise kam es dabei am 24. April 2007 zum dritten Großbrand in der Geschichte der Roggenmühle Lehndorf. Damals fehlten noch Rauchmelder, sodass ein zunächst harmloser Schwelbrand sich über Stunden zu einem großen Feuer entwickelte und in den Holzkonstruktionen ausreichend Nahrung fand. Einmal entfacht stand der Gebäudeteil schnell in hellen Flammen.
Am Brandherd entwickelten sich Temperaturen von rund 1.000 °C. Selbst stabile Stahlträger gaben in dieser extremen Hitze nach. Mehr als 300 Feuerwehrleute und Kräfte des Technischen Hilfswerks kämpften stundenlang gegen die Flammen an. Selbst die Hannoveraner Feuerwehr eilte zu Hilfe. Vergebens, der Nordflügel des Industriedenkmals wurde total zerstört.
Die Einsatzkräfte konnten den teilweisen Einsturz der Ost- und Westseite des Silokomplexes nicht verhindern. Um einem unkontrollierten Einsturz zuvorzukommen, wurden die Silos in den folgenden Tagen abgerissen.
Der mächtige Wasserturm aber, der zu jener Zeit längst schon kein Wasser mehr speicherte, blieb als Wahrzeichen erhalten.
Während der Sanierung 2007. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Der Brand 2007 ausgelöst euch Schweissarbeiten im Zuge der Sanierung. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Da es zwischen der zuständigen Denkmalschutzbehörde und dem Investor zu keiner Einigung zum Wiederaufbau des Silobereiches kam, wurde beschlossen, diesen nicht wiederherzustellen. Der Brand hat die Eröffnung der umgebauten Lehndorfer Mühle um einige Monate auf Anfang 2008 verzögert. Die Ziegelsteinfassade wurde einem speziellen Reinigungsverfahren unterzogen, Schadstellen im Mauerwerk wurden ausgebessert und die gesamte Gebäudeaußenhaut anschließend versiegelt.
Die Gebäudevorderseite nach der Sanierung. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Die Gebäuderückseite nach der Sanierung. Foto: Winkler Bauinvest GmbH & Co. KG |
Eine alte Postkarte mit den Abbildungen der beiden Braunschweiger Mühlen. Foto: Carsten Philipps |
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