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Title: Menninghausen - Hackmannsche Windmühle
Author: Jan
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Baujahr
Vermutlich in den 1850iger Jahren

Gebäudetyp
Erst Gallerie-Holländermühle, später Motormühle

Mühlenart
Getreidemühle, Futterschrotmühle

Betriebszustand
Anfang der 1950iger Jahre den gewerblichen Betrieb eingestellt, Einrichtung ausgebaut

Heutige Nutzung
Keine, verfallende Mühlenruine



Geschrieben von Florian Butt: Den meisten Mühlenfreunden ist sie ein Begriff, wenn es um Mühlenruinen in Niedersachsen geht, die stark verfallene Galerieholländerwindmühle im kleinen Flecken Menninghausen, nahe Sudwalde im Landkreis Diepholz. Mit ihren weit klaffenden Löchern im Achtkant und dem langsam verwitterndem Innenleben ist sie weithin sichtbar und zu einem „Wahrzeichen“ innerhalb der Dorfgemeinde geworden, jedenfalls entwickelt die Mühle in diesem Zustand ihren ganz eigenen Charme. An ihr sind in deutlichster Form die Auswirkungen des schon mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Mühlensterbens zu erkennen und sie ist eine der letzten „blutenden Wunden“ in unsere Mühlenlandschaft. Man stellt sich beim Besuch der Mühle immer zwangsläufig die Fragen: „Wie lange wird sie wohl noch aushalten?“, „Welcher Sturm wird sie zu Fall bringen“. Nun muss ich sagen, dass ich mir diese Frage schon seit vielen Jahren stelle und kann einfach nur staunen, mit welcher Perfektion und handwerklichem Können diese Mühle erbaut wurde, die seit über 150 Jahren den Elementen trotzt.

Die Mühle ist, wie schon Eingangs erwähnt, ein zweistöckiger Galerieholländer, der eine sehr schmale Bauform aufweist. Der untere Achtkant ist gemauert und mit einer Durchfahrt versehen, die auf der Rückseite zugemauert wurde. Der obere Achtkant besteht aus Holz und ist auf der Wetterseite mit Blech beschlagen, welches aber durch den Verfall schon überwiegend heruntergefallen ist. Als Krühwerk diente der herkömmliche Stertbalken, der noch komplett vorhanden ist, die Haspel (Winde) für die Verdrehung der Kappe ist ebenfalls noch an ihrem Platz, allerdings nicht mehr über der Galerie, diese wurde schon Anfang der 50er Jahre wegen Baufälligkeit entfernt. Die Kappe selbst besteht nur noch als Balkengerippe und liegt auf einem Schleifring auf dem Tafelment auf, wie es bei vielen anderen Mühlen dieses Alters üblich war. Auch die Flügelwelle, mit dem fast komplett verwitterten Kammrad, dem gusseisernen Wellkopf, der einst die beiden Segelgatterflügelpaare trug und die Königswelle sind noch vorhanden. Ob der Bunkler noch an Ort und Stelle ist, lässt sich nicht erkennen. Gut sichtbar ist noch das Stirnrad, es kann durch die Beschädigungen im Mühlenturm von allen Seiten erblickt werden. Von der mühlentechnischen Einrichtung ist nichts mehr vorhanden, sie wurde nach der Stilllegung der Mühle geräumt und verkauft, bzw. verschrottet. Diese bestand aus einem Mahlgang, einem Schrotgang, einem Sechskantsichter und einem Sackaufzug, von dem noch die Reste erkennbar sind. Ein über der Außentür zur Galerie angebrachter Flaschenzug ist nur noch in Fragmenten erhalten. Neben der Mühle stand bis in die 90er Jahre ein Motorschuppen, in dem sich ein 2-Zylinder Dieselmotor unbekannten Fabrikates befunden hat. Die Mühle wurde durch mehrere Generationen der hier ansässigen Müller- und Landwirtsfamilie Hackmann betrieben.

Viele Daten der Mühle sind nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass sie in den 1850er Jahren erbaut wurde. Andere Quellen geben das Jahr 1880 als Baujahr an, was allerdings recht unwahrscheinlich ist, da die Mühle mit ihrem sehr kleinen und engen Mühlenturm und der einfachen Technik im Landkreis Diepholz in den 1880er Jahren nicht mehr üblich war. Zu dieser Zeit haben sich an den meisten Mühlenstandorten des Kreises die großen und wuchtigen Galerieholländer in massiver Bauweise mit moderneren Merkmalen durchgesetzt, dies ist nicht allein an der Ausstattung und den Mahlanlagen der Mühlen erkennbar. Hierdurch konnten auch schon recht früh die Bockwindmühlen abgelöst werden, von denen heute in gesamten Landkreis leider kein einziges Exemplar erhalten blieb. Es wird angenommen, dass die Mühle Menninghausen etwa zur gleichen Zeit, wie die ehemalige Holländerwindmühle in Henstedt (erbaut 1857, im Jahre 1953 bis auf heute noch vorhandenen Stumpf abgebrochen) erbaut wurde.

Die Mühle ging vor der Jahrhundertwende in den Besitz der Hackmanns über, nachdem der Vorgänger abgewandert war. Sie betrieben die Mühle zunächst bis zum Jahre 1907. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie für zwei Jahre an den aus Scholen (bei Sulingen) stammenden Müllermeister Heinrich Stelter verpachtet, der seine eigene Mühle abbrechen ließ und eine neue, die heute noch vorhandene Mühle, die als Landhandel genutzt wird, vom Mühlenbauer Hofwoldt aus Rostock errichten ließ. Nach Fertigstellung der Scholener Mühle und dem Auslauf des Pachtvertrages im Sommer 1909, ging die Mühle in Menninghausen wieder an die Hackmanns zurück. Zu dieser Zeit wurde sie vom Onkel des heutigen Besitzers, der kurz zuvor seine Müllerlehre abgeschlossen hatte, betrieben. Dies dauerte bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges an, dann wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und sein Bruder, Heinrich Hackmann, gelernter Landwirt, übernahm den Mühlenbetrieb mit einem Knecht. Sie konnten den Mahlbetrieb aufrecht erhalten, da sie zuvor schon oft in der Mühle mitgearbeitet hatten.

Die Mühle um 1915. Foto: Florian Butt

Als dann die Nachricht kam, dass der Müller Hackmann im Krieg gefallen war, stieg Heinrich Hackmann komplett in den Mühlenbetrieb ein. Zunächst wurde die Mühle ausschließlich mit Windkraft betrieben. Zwischenzeitlich wurde Hackmanns Sohn Wilhelm geboren, der heutige Eigentümer der Mühle und des Hofes. Dieser erinnert sich noch daran, dass er als kleiner Junge miterlebte als Ende der 20er oder zu Beginn der 30er Jahre der 2-Zylinder-Dieselmotor angeschafft und eingebaut wurde. Hierfür hatte man direkt an der Mühle einen Motorschuppen angebaut und der Schrotgang vom Mahlboden auf den Absackboden heruntergelassen. Der Gang wurde dann vom Motor über ein Kegelradgetriebe und einem Mühleisen angetrieben. Jetzt konnte gleichzeitig mit Wind- und Motorkraft gemahlen werden. Wilhelm Hackmann erinnert sich noch, dass es in den 30er Jahren an der Mühle zu einer gewaltigen Explosion gekommen war, als man mittels einer Sauerstoffflasche versuchte, den leeren Druckluftbehälter, der für das Anlassen des Dieselmotors vonnöten war, aufzufüllen. Der Sauerstoff kam mit Öl in Verbindung und erzeugte eine Verpuffung. Hierdurch wurde das Dach des Motorschuppens, Teile der Galerie und sämtliche Fensterscheiben in der Mühle zertrümmert. Ein helfender Nachbar, der diese „zündende Idee“ hatte, verlor hierdurch ein Bein, sämtliche Finger und trug schwere Verbrennungen davon. Außerdem weiß er zu erzählen, dass immer vier bis fünf Leute vom Hofpersonal und den Nachbarhöfen zur Mühle gerufen werden mussten, um den großen Riemen mit anzuschleppen, damit man den Motor mit dem großen Schwungrad überhaupt in Gang bekam.

Weitere Modernisierungsmaßnahmen hat es an und in der Mühle nicht gegeben, lediglich die Galerie wurde 1933 nochmals erneuert und der Holzachtkant wurde mit neuen Blechen beschlagen. Hackmann weiß noch, dass auch überlegt wurde, den Stertbalken durch eine Windrose zu ersetzen. Außerdem war angedacht, den Schleifring durch einen wesentlich leichtgängigeren Rollenkranz auszutauschen und wenigstens eine Flügelrute mit Jalousieflügen zu versehen. Da aber diese Umbaumaßnahmen finanziell nicht zu vertreten waren, wurde dieses Vorhaben fallengelassen. Ab dem Jahre 1938 wurde ohnehin nur noch mit Motorkraft Futterschrot gemahlen, da der Mahlbetrieb mit Wind nichts mehr abwarf. Trotz alledem Heinrich Hackmann kein gelernter Müller war, arbeitete er sich sehr gut in die Materie ein und konnte auch während des zweiten Weltkrieges neben dem Mühlenbetrieb auch den zugehörigen Hof bewirtschaften. 

Da zu dieser Zeit der Windantrieb schon ruhte, wurden im Jahre 1943 die Segelgatterflügel abgenommen. Diese sollen als „Notreserve“ wohl noch bis Kriegsende auf dem Hackmannschen Hof gelagert worden sein, bis man sich entschied, Zaunpfähle für die umliegenden Kuhweiden daraus zu sägen. Zwei dieser Pfähle sind übrigens heute noch vorhanden und stehen nahe des Hofes am Wiesenrand.

Nach Abnahme der Flügel 1943. Foto: Florian Butt

Nach Ende des Krieges wurde noch kurze Zeit geschrotet, als dann das große Mühlensterben einsetzte und auch Hackmann sich entschied, den gewerblichen Mühlenbetrieb aufzugeben und sich mit seinem Sohn voll und ganz dem Hof und der Landwirtschaft zu widmen. Die Mühle wurde dann bis in die 60er Jahre noch gelegentlich für den Eingenbedarf des Hofes betrieben, es wurden Futterschrote und Gerste für die Schweine gemahlen. 
Zu dieser Zeit wurde auf dem Hof in einer Scheune eine elektrische Steinmühle angeschafft, die wesentlich leichter und mit weniger Aufwand zu betreiben war. Diese Mühle steht noch immer dort in der Scheune und wird auch hin und wieder noch mal gebraucht.

Die Mühle nach Ende des 2. Weltkrieges. Foto: Florian Butt

An der Windmühle zeigten sich bereits die ersten Verfallsspuren. Kleine Schäden wurden von den Hackmanns in Eigenleistung repariert. Die komplette Mühlentechnik wurde ausgebaut und verkauft. Der Windmahlgang wurde zertrümmert und diente als Füllmaterial eines Fundamentes, lediglich seine hölzerne Bütte hatte man an Ort und Stelle gelassen, sie ist in Resten noch erkennbar, wenn man von außen in den Mühlenturm blickt. Der Motorschrotgang wurde an einen unbekannten Interessenten verkauft, Wilhelm Hackmann besitzt heute noch die dreiflügelige feste Haue des Ganges und die eiserne Spindel für den Steinkran. Im Erdgeschoss der Mühle verblieben der Unterantrieb mit den Kegelrädern und die Mehlrinne des Motorganges. Über den Verbleib des Sechskantsichters ist nichts bekannt, Wilhelm Hackmann weiß, dass er bei der Ausschlachtung der Mühle schon nicht mehr vorhanden war, wahrscheinlich wurde er bereits nach Einstellung des Windbetriebes entfernt. Fortan wurde die Mühle versiegelt und wuchs mit Bäumen und Büschen zu. 

Der Dieselmotor ging dann später noch an einen Sägereibetrieb ins benachbarte Neubruchhausen, kam dort aber nicht mehr zum Einbau. Danach gelangte er ins westfählische Lahde, wo er dann nach Feststellung der Unvollständigkeit verschrottet wurde. Im Laufe der folgenden Jahre verfiel die Mühle immer mehr, sodass es auch der Familie Hackmann nicht mehr möglich war, sie weiter mit eigenen Mitteln zu erhalten. Sie wurde dann schließlich schon als halb verfallene Ruine unter Denkmalschutz gestellt. In den 90er Jahren wurde der bereits baufällig gewordene Motorschuppen an der Mühle entfernt, er diente zuvor noch einem Amateurfunkverein als Treffpunkt. Während dieser Arbeiten wurde auch der extreme Baumbewuchs an der Mühle entfernt. Kurz darauf entstand der eigentliche Schaden an der Mühle: bei der Ausschlachtung wurde die Steinspindel für den Windmahlgang an einen Balken angekettet um den Ausbau der beiden Steine zu erleichtern. Von nun an hing die Spindel mit dem ganzen Gewicht an dem Balken. Da die Witterung im Laufe der Jahre die komplette Kappe beschädigt hatte, drang ungehindert Wasser in die Mühle ein und ließ die Hölzer verfaulen. Der Balken konnte das Gewicht irgendwann nicht mehr tragen und die Spindel stürzte ab. Hierbei zertrümmerte sie die Bodenbretter des Mahlbodens und schlug ein großes Loch in den steinernen Achtkant. Durch diesen Schaden konnte sich der Verfall der Mühle von nun an immer weiter vorarbeiten. Die Steinspindel hängt heute noch sehr gut von der Straße aus sichtbar zwischen Fußboden und Wand fest. Sie sollte vor ein paar Jahren geborgen werden, aber das hätte die Stabilität der Mühle beeinträchtigt. 

Durch die vielen Stürme der folgenden Jahre sind immer wieder große Teile der Außenverkleidung, Bretter, Bleche und Steine vom Gebäude gefallen, die Treppen und Böden sind unpassierbar und auch teilweise nicht mehr vorhanden. Darüber hinaus war die Mühle sehr stark aus dem Lot geraten und neigt sich mit beachtlicher Deutlichkeit zur Seite, zwei der acht Eckständer sind fast komplett durchgefault und stellenweise nur noch wenige Zentimeter dick. Es wäre allerdings sehr wünschenswert, wenn das große Stirnrad gerettet werden könnte, es ist weitgehendst intakt.

In Laufe der Jahre habe ich die Mühle in regelmäßigen Abständen besucht und fotografiert, es entstanden mehrere hundert Fotos der verfallenen Mühle. Diese Tatsache mag für den Einen oder Anderen als Zeitverschwendung gelten, aber anhand der Bilder lässt sich der Verfall einer Mühle wie dieser sehr gut verfolgen. Seit dem großen Orkan „Kyrill“, der am 18. und 19. Januar 2007 über Deutschland hinwegfegte, leidet die Mühle besonders, der Verfall geht rapide voran. Bleibt abzuwarten, wie lange uns diese Mühle noch erhalten bleibt. Fakt ist, dass eine Kompletterhaltung der Mühle sehr wünschenswert gewesen wäre, diese aber spätestens in den 60er Jahren hätte durchgeführt werden müssen. 

Da die Mühle eine der Ältesten der Region darstellt, wäre sie eine Bereicherung für die Landschaft und ein Technikdenkmal gewesen. Bei der Sanierung hätten Hackmanns aber den größten Teil aus eigener Tasche bezahlen müssen, Zuschüsse gab es eben so wenig wie einen Mühlenverein und die Landwirtschaft hatte natürlich Vorrang und verlangte der Familie auch Einiges ab. Wilhelm Hackmann hätte seine Mühle gern erhalten, denn schließlich ist sie ein entscheidendes Glied in der Familiengeschichte gewesen.

Die Mühle 1986 noch mit Motorschuppen. Foto: Florian Butt

Foto: Florian Butt

Rückansicht mit noch weitgehendst intakten Sterts. Foto: Florian Butt

Blick auf das Stirnrad, darunter das Korbrad der herabgestürzten Spindel. Foto: Florian Butt

Unterantrieb des Motorschrotganges. Foto: Florian Butt

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