Klein Giesener Mühle (zuletzt Roggenmühle): 13. Jh.
Klick(e)mühle, Kleine Mühle (zuletzt Weizenmühle): 1459,
Gebäudetypen
Wassermühle, Industriemühle
Mühlenarten
Getreidemühle
Betriebszustand
1983 den gewerblichen Betrieb eingestellt, Einrichtung der Mühlen zum größten Teil entfernt
Geschrieben von Jan Wiedenroth: Die zweite Großmühle in Hasede sind die am Ortsausgang nach Gießen befindliche, stillgelegte Mühlenwerke von Franz Engelke. Ursprünglich waren dieses mal zwei verschiedene Getreidemühlen. Die heutige Weizenmühle war die Klick(e)mühle oder die Kleine Mühle von Hasede, wobei die Roggenmühle auf damals Giesener Gebiet stand und Klein Giesener Mühle genannt wurde.
Die Klein Giesener Mühle wurde wohl schon im 13. Jh. gebaut wobei die Klick(e)mühle 1459 das erste mal erwähnt wurde.
Mitte des 17. Jahrhunderts lässt sich erstmals ein Heinrich Engelke als Erbpächter auf der Klick(e)mühle nachweisen. Somit beginnt in Hasede die Müllergeschichte der Familie Engelke. Leider liegen seine Kindheit und Jugend im historischen Dunkel, jedoch ist es durchaus möglich das er aus einer alten Müllerfamilie stammte. Geboren wurde er jedenfalls vor 1595 und wird 1621 erstmals als Klickmüller erwähnt.
Nachfolger von Heinrich Engelke wurde nach seinem Tod 1666 sein drittältester Sohn Christoph, der von seinem Vater selbst zum Müller auf der Klick(e)mühle ausgebildet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Christoph schon mit Anna Gerts Verheiratet und gründete eine Familie aus der fünf Kinder entstammten. Zwei Mädchen und drei Jungs.
1674 starb seine geliebte Anna was ihm schwer zu schaffen machte. 1678 ging er erneut den Bund des Lebens ein und heiratete Ilsabe Krüger aus Neheim, jedoch starb Christoph Engelke schon 18 Monate nach der Eheschließung. Normalerweise hätte dessen ältester Sohn Heinrich die Klick(e)mühle übernehmen sollen, der seinem Vater schon als Kind viel bei der Arbeit in der Mühle über die Schulter schaute, jedoch war er erst 18 Jahre alt.
Heinrichs Stiefmutter ging danach eine Ehe mit Konrad Meyer ein. So stand Heinrich ohne leibliche Eltern da. Doch es sollte für ihn noch schlimmer kommen. Keine zwei Monate nach der Hochzeit seiner Stiefmutter, setzte auch Ilsabes Leben der Tod das Ziel.
Obwohl Heinrich als Geselle in der Mühle tätig war und viel Talent für den Beruf des Müllers entwickelte, hegte Konrad keine Sympathie für Heinrich dessen Verhältnis sich zu ihm weiter verschlechterte und er 1685 die Klick(e)mühle verließ.
1701 wurde ein Peter als Klickmüller genannt, wahrscheinlich ein Halbbruder aus der zweiten Ehe von Heinrichs Vater.
Nachdem Heinrich Engelke die Klick(e)mühle verlassen hatte, begann er auf der Lademühle zu arbeiten die er seit 1664 pachtete. Dank seines Fleißes und seiner Kenntnisse entwickelte sich der Betrieb der Lademühle hervorragend. Heinrich hatte aus seiner schlechten Position, vertrieben von der Klick(e)mühle, viel erreicht. Doch es sollte noch besser kommen.
Die schwierige wirtschaftliche Lage der Großen Mühle in Hasede, die dem Domkapitel Hildesheim angehörte, nutzte Heinrich Engelke geschickt aus. Engelke konnte auf seine großen Erfolge auf der Lademühle und der Steuerwalder Mühle verweisen, die dem Domkapitel, auch Leidvoll, bekannt waren. in der Zeit zwischen 1710 und 1712 wurde er mit der Pacht der Großen Mühle betraut.
Doch damit konnte sich Heinrich nicht zufrieden geben, denn als einfacher Pächter war er jederzeit kündbar. So legte er den Domherren einen Sanierungsplan für die Große Mühle vor, für dessen Durchführung er jedoch verlange Erbpächter zu werden.
Am 6. Juli 1714 vergab das Domkapitel an Heinrich Engelke die Große Mühle in Erbpacht. Er erhielt jedoch nicht nur sie, sondern auch die Kleine Mühle - die Klick(e)mühle seines Vaters.
Gerade für ihn muss der Erhalt des Gebäudes, in dem er wichtige Teile seiner Kindheit und Jugend verbrachte und viele Demütigungen erlebt hatte, eine tiefe Genugtuung gewesen sein.
Somit beginnt auch die Geschichte der Familie Engelke auf der Großen Mühle.
Heinrich Engelke hatte für kurze Zeit sowohl die Große Mühle als auch die Klick(e)mühle selbst geleitet. Die Pacht der Klick(e)mühle sollte jedoch langfristig zu Problemen führen. Denn gleich neben der Klick(e)mühle, auf der anderen Seite der Innerste, lag seit alters her die Klein Giesener Mühle. Deren Müller Jürgen Künneken suchte natürlich einen Vorteil gegenüber seinem Konkurrenten bei der Nutzung der Wasserkraft zu erzielen. Dabei schreckte er auch nicht vor unfairen Mitteln zurück.
War Heinrich vor Ort verhielt sich Künneken gesetzeskonform, doch kaum kehrte der Klickmüller seiner Mühle den Rücken, hatte er freie Bahn für den Verstoß. Schnell wurde dem klugen Erbmüller klar, dass die Klick(e)mühle der ständigen Beobachtung bedurfte. Daher beschloss er den aus seiner ersten Ehe mit Anna Katharina Krone stammenden Sohn Maximilian Albert dorthin zu schicken. Nach dem Tod seines Vaters leitete er die Klick(e)mühle weiter.
1796 wurde durch den Uhrenkeln von Heinrich Engelke, Johann Joachim Arnold von der Großen Mühle und Johann Joachim Theobald Engelke von der Kleinen Mühle ein gemeinsamer Getreidespeicher bei der Klick(e)mühle errichtet. Einige Jahre zuvor 1781 wurde die Klein Giesener Mühle von Arnold Engelke's Sohn Franz Josef Arnold erworben. Nun waren alle drei Haseder Mühlen im Besitz der Familie Engelke.
Am 1. April 1836 wurde die Klick(e)mühle für 10.000 Taler in Gold an Friedrich Ewig verkauft, der diese wiederum vier Jahre später an Heinrich Knüppel veräußerte. Die Klick(e)mühle musste wahrscheinlich verkauft werden, um genug Geld für die vielen Nachkommen der Familie Engelke bereitstellen zu können. Der Verkauf der Klick(e)mühle ist den beiden Brüdern sicher nicht leicht gefallen, stammte doch ihr Ur-Ur-Urgroßvater Heinrich von dieser Mühle.
Aber die Mühle sollte nur knapp 50 Jahre in Fremden Besitz bleiben, denn 1857 kaufte Franz Friedrich Bernhard von der Klein Giesener Mühle die Klick(e)mühle von der Familie Knüppel zurück. Damit befanden sich alle drei Mühlen wieder im Besitz der Familie Engelke, jedoch stellte die Große Mühle ein eigener Betrieb da. Nun wurde die Klick(e)mühle und die Klein Giesener Mühle als die Kleine Mühle von Hasede zusammengelegt und stellte die Mühlenwerke Franz Engelke, Hasede-Giesen da.
1933 wurde an dem Gebäude der Klick(e)mühle eine neue Weizenmühle errichtet. Die ehemals Klein Giesener Mühle wurde als Roggenmühle benutzt und 1934 wurde dann ein Stahl-Getreidesilo von der Miag errichtet.
Das neu errichtete Getreidesilo bestand 1934 aus anfänglich 9 Silozellen. Foto: Miag Braunschweig |
Als der letzte Müller Franz Engelke die Kleine Mühle 1978 von seinem Vater übernahm, der über die Jahrzehnte wegen der schlechten Ertragslage eher defensive Investitionspolitik betrieb, sah er sich nun vor großen Investitionen, wollte er die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Mehlmarkt wiedererlangen. Ohne die Aufnahme von Fremdkapital in größerem Umfang wäre dies nicht realisierbar gewesen. Und ob er eine Vermahlung in inzwischen notwendiger Größe gegen die Große Mühle, hätte durchsetzen können, erschien zumindest ihm zweifelhaft.
Schließlich hätte er für einen ungewissen Ausgang die freien Mittel der Familie einsetzen und zusätzlich noch fremdes Kapital mit entsprechenden Belastungen aufnehmen müssen. Dieses Risiko schien im zu hoch und machte von dem Mühlenstilllegungsgesetz brauch. 1982 dann stellte Franz Engelke den Mahlbetrieb ein und verkaufte einen großen Teil der Maschinen und LKW's an die Gebr. Engelke von der Großen Mühle. Beide Mühlen waren bis zu ihrer Stilllegung mit Miag HN-Walzenstühlen ausgestattet und vermahlte Täglich 60 Tonnen Roggen und 120 Tonnen Weizen.
Franz Engelke war nach der Betriebsaufgabe im Kampffmeyer-Konzern, später VK-Mühlen tätig, unter anderem als Betriebsleiter in der Wesermühle Hameln, bis zu ihrer Stilllegung 2013.
Links das Getreidesilo, rechts die Roggenmühle (ehemals Klein Giesener Mühle). Foto: Jan Wiedenroth |
Das Getreidesilo 2015, rechts daneben die Weizenmühle. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Roggenmühle, ehemals Klein Giesener Mühle von der Unterwasserseite 2015. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Annahme bzw. Verladung der Roggenmühle 2015. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Roggenmühle von der Rückseite aus gelegen. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Roggenmühle mit angrenzendem Wohnhaus von der Gartenseite aus. Foto: Jan Wiedenroth |
An der ehemaligen Klick(e)mühle wurde 1933 die neue Weizenmühle angebaut. Foto: Jan Wiedenroth |
Beide Mühlen verfügten einmal über einen eigenen Gleisanschluss. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Siloverladung der Weizenmühle. Foto: Jan Wiedenroth |
Die Weizenmühle die 1933 links an der Klick(e)mühle angebaut wurde. Foto: Jan Wiedenroth |
Kommentar veröffentlichen