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Title: Mühle Rüningen wird zur Nummer 4 in der Mühlenbranche
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Aufwind für Niedersachsens ältestes Unternehmen: Mit einem neuen Eigentümer ist es der Rüninger Mühle in Braunschweig gelungen auf Platz vi...

Aufwind für Niedersachsens ältestes Unternehmen: Mit einem neuen Eigentümer ist es der Rüninger Mühle in Braunschweig gelungen auf Platz vier in der Branche zu klettern und seinen Marktanteil zu verdoppelt auf insgesamt 750.000 Tonnen Mehl pro Jahr.


Nach der Übernahme der Mühle ist es dem neuen Inhaber Stefan Engelke gelungen die Nummer vier in der Branche zu werden.
Braunschweig. Es gibt wohl nur selten so eine Gelegenheit. Deshalb hat Stefan Engelke die „außergewöhnliche Chance“ genutzt – und im vergangenen Herbst die Mühle Rüningen in Braunschweig gekauft. Das älteste Unternehmen Niedersachsens wurde dem Müllermeister, der seit 1989 im nahen Salzgitter-Ringelheim die aus der Insolvenz übernommenen Südhannoverschen Mühlenwerke betreibt, quasi auf dem Silbertablett angeboten.
Erst wenige Monate zuvor hatte der vormalige Eigner Bindewald & Gutting (B&G), Muttergesellschaft der Alslebener Saalemühle in Sachsen-Anhalt, Rüningen im Paket mit sechs weiteren Mühlen vom Neusser Mischkonzern Werhahn erworben. Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme ohne Auflagen genehmigt.
Offiziell hüllen sich die Beteiligten bis heute über die Beweggründe für den schnellen Weiterverkauf in Schweigen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es allerdings, dass die Überschneidung bei den Kunden den Ausschlag dafür gegeben habe. Auch dagegen hatten die Wettbewerbshüter nichts einzuwenden. Im Gegenteil, wie Stefan Engelke sagt, durch den Weiterverkauf gebe es sogar mehr Wettbewerb, als wenn Rüningen bei Bindewald & Gutting geblieben wäre.
Für den 56-Jährigen war das ein Glücksfall. Auf einen Schlag konnte er seinen Marktanteil auf 10 Prozent verdoppeln. Zusammen mit Rüningen bringt es das Familienunternehmen jetzt auf eine Vermahlungskapazität von mehr als 750.000 Tonnen Mehl und ist zur Nummer vier in der deutschen Mühlenbranche aufgestiegen – hinter Wiener Good Mills, zu der die Hamburger VK Mühlen gehören, B&G sowie der Bremer Roland Mills United, an der der Agrarhändler Agravis gut 40 Prozent hält.
Anders als bei Bindewald & Gutting gibt es so gut wie keine Überschneidungen. „95 Prozent der Rüningen-Kunden sind keine Kunden bei der Südhannoverschen und umgekehrt“, berichtet der neue Eigentümer. Die Kunden des „Vollsortimenters bei Mehl“ – das sind vor allem Bäckereiketten, Keks- oder Süßwarenhersteller und der Lebensmittelhandel. „Wir bieten alles, ob gemahlen, gepresst oder geschrotet, von Mehl bis Kleie“, sagt Frank Plüschke, der Geschäftsführer in Braunschweig bleibt.
Produziert wird jetzt an vier Standorten: in Ringelheim und Gelsenkirchen (Südhannoversche) sowie in Braunschweig und Celle. Die Mühle in der Heide, erst 2007 gebaut, ist auf die Herstellung von Roggenmehlen für den Knäckebrotproduzenten Wasa spezialisiert. Technisch gilt sie als modernstes Werk weit und breit, „ein richtiges Schmuckstück“, schwärmt Engelke.
Bis zur nächsten Ernte soll die Integration der beiden Unternehmen abgeschlossen sein. Das Wichtigste sei, die unterschiedlichen Firmenkulturen zusammenzuführen, erklärt Engelke. So sei die Mühle Rüningen lange Teil eines großen Konzerns gewesen, die Südhannoversche dagegen ein kleiner Mittelständler. „Wir ändern jetzt alles auf Familienunternehmen um.“ Künftig dürften mithin die Hierarchien flacher und die Entscheidungswege kürzer werden.
Geändert hat der geschäftsführende Gesellschafter auch den Namen seines Unternehmens. Es firmiert als Mühle Rüningen Stefan Engelke GmbH und hat seine Zentrale in Braunschweig. Dass er Sitz und Namen seiner Firma als der Übernehmer aufgibt, ist ungewöhnlich. Aber Engelke ist Pragmatiker. Die Braunschweiger Mühle sei bekannter, und die Marke „Rüningen – das Mehl“ habe in puncto Qualität und Zuverlässigkeit den besten Ruf in der Branche.
Das ist ein wichtiges Pfund, um im harten Wettbewerb zu punkten. Der Mehlmarkt leidet unter Überkapazitäten, die Margen sind schmal, wie Plüschke sagt. Das gelte auch für ein durchrationalisiertes Unternehmen wie Rüningen. Außerdem werde man vom Auf und Ab der Getreidepreise getrieben. Zahlen über die Ertragslage geben Engelke und Plüschke nicht preis, das neue Unternehmen arbeite jedoch rentabel.
Die Profitabilität zu verbessern – vor allem dieses Ziel verfolgt der neue Herr im Haus mit der Übernahme. Erreicht werden soll das durch Nutzung von Synergien. Etwa durch eine zentrale Sackabfüllung der Mehlprodukte. Auch von der Zusammenlegung von Vertrieb und Logistik verspricht sich Engelke deutliche Kostensenkungen.
Angst um ihre Jobs müssten sich die insgesamt rund 170 Mitarbeiter jedoch nicht machen, beruhigt Engelke. Denn man wolle wachsen und Marktanteile gewinnen. Zum Beispiel, indem für Kunden maßgeschneiderte Rezepturen entwickelt werden, mit denen man sich von der Konkurrenz absetzen kann. Das größte Augenmerk gelte dem Kunden, sagt Stefan Engelke. Damit habe man alle Hände voll zu tun. Weitere Akquisitionen seien daher nicht geplant. Vorerst nicht.

Quelle: Carola Böse-Fischer, Hannoversche Allgemeine

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