1882, 1907, heutiges Gebäude 1946
Gebäudetyp
Erst Holländer-Windmühle, später Motormühle
Mühlenart
Getreidemühle
Betriebszustand
1978 den gewerblichen Betrieb eingestellt, Einrichtung vollständig erhalten
Heutige Nutzung
Vollfunktionsfähige Museumsmühle
Geschrieben von Florian Butt: Ein wahres Mühlenjuwel in einer wunderschönen Umgebung findet man in Kreyenbrück. Erich Wiede, Sohn des letzten Müllers Eduard Wiede, pflegt und betreibt die Motormühle regelmäßig für Besuchergruppen, Schüler und Touristen. Hier kann man noch hautnah die voll funktionsfähige Technik erleben und den einmaligen Geruch von frisch gemahlenen Schrot wahrnehmen.
Die Mühlentradition in Kreyenbrück reicht weit zurück bis in das Jahr 1882, zu diesem Zeitpunkt wurde von Eilert Wilhelm Bölts eine Windmühle errichtet. Um unabhängig vom Wind zu sein, wurde kurze Zeit später als Sekundärantrieb eine Dampfmaschine errichtet, hiermit verbunden war auch ein neu eingerichtetes Sägewerk. Im Jahr 1907 gab es einen Besitzerwechsel, der Mühlenbetrieb wurde fortan von Heinrich Wilhelm Stolle geführt, allerdings brannten im Juli des gleichen Jahres die Mühle und die Nebengebäude komplett bis auf die Grundmauern nieder.
Sofort begann man mit dem Wiederaufbau, der schon im Dezember des Jahres eingeweiht werden konnte. Bei diesem Neubau handelte es sich um eine der modernsten Mühlen der damaligen Zeit und wurde vom Rostocker Mühlenbauer Olaf Magnus Hofwoldt erbaut, der auch schon eine große Zahl an Mühlen in Mecklenburg errichtet hatte. Sie war ein stattlicher Bau auf quadratischem Grundriss. Hierbei wurde sofort eine neue Dampfmaschinenanlage mit installiert. 1913 wurde die Mühle, die sich bis dahin im Besitz des Mühlenbauers befand, an Johann Hustedt verkauft, der mit seinen 5 Söhnen die Mühle bewirtschaftete. Zwölf Jahre später übernahm einer seiner Söhne, Friedrich Hustedt, die Mühle.
Der Mühlenneubau 1907. Foto: Florian Butt |
Die Mühle in den 1930iger Jahren. Foto: Florian Butt |
Die Wirren des zweiten Weltkrieges hatte man unbeschadet überstanden, so schien es zumindest. Aber das Schicksal wollte es anders und so wurde die Mühlenanlage in den letzten Kriegstagen von einmarschierenden kanadischen Truppen gesprengt, es blieb nur ein riesiger Schuttberg übrig.
Aber man ließ sich nicht entmutigen, schon im darauffolgenden Jahr wurde die heute noch vorhandene Motormühle mit zwei Mahlgängen erbaut, später wurde ein Lastwagen angeschafft, um Getreide und Mahlgut an die Kunden ausfahren zu können.
Im Jahre 1966 übernahm Eduard Wiede, der in die Familie Hustedt eingeheiratet hatte, die Mühle und betrieb sie bis 1978. Es wurde Roggenbackschrot für die umliegenden Bäckereinen und Gersten - Futterschrot für die Schweinemast gemahlen. Außerdem bestand bis dahin ein Landhandel mit eigenen und zugekauften Futtermitteln.
Nach der Stilllegung fiel die Mühle in einen Dornröschenschlaf. Lediglich die oberen Geschosse wurden zu einem Künstleratelier umgestaltet. Erst 1998, als Erich Wiede nur aus reiner Neugier mal den Elektromotor startete und die Mühle komplett störungsfrei anlief, hatte ihn das Mühlenfieber gepackt und ihn nicht wieder losgelassen. Er machte es sich zur Aufgabe, die Mühlentechnik wieder aufzuarbeiten, das Gebäude zu sanieren und die Mühle für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Genau wie früher gehören zur Mühle heute zwei Mahlgänge, einer für Backschrot und der andere für Futterschrot, ein modernes Vorgelege mit zwei Ölbadgetrieben von Wülfel mit Hillkupplung, ein 30 PS-Elektromotor, eine stehende Mischmaschine und eine Neusaat - Getreidereinigungsmaschine mit Beiztrommel. Später wurde noch eine Haferquetsche ergänzt, die alte war nach der Betriebseinstellung verkauft worden. Somit ist die Kreyenbrücker Motormühle bis heute komplett erhalten und betriebsfähig und konnte dank des Engagements von Erich Wiede und seiner Frau der Nachwelt als bewegtes Denkmal erhalten bleiben. Weitere Infos unter www.kreyenbruecker-muehle.de
Die beiden Mahlgänge, links die Mehlmischmaschine. Foto: Florian Butt |
Die Haferquetsche. Foto: Florian Butt |
Foto: Florian Butt |
Foto: Florian Butt |
Blick auf den Doppelelevator, dahinter das Motorenhaus. Foto: Florian Butt |
Neusaat - Saatgutreinigung. Foto: Florian Butt
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