Jan Jan Author
Title: Bennigsen - Windmühle Bennigsen
Author: Jan
Rating 5 of 5 Des:
Baujahr
1884

Gebäudetyp
Gallerieholländermühle

Mühlenart
Getreidemühle

Betriebszustand
1954 nach Sturmschaden den gewerblichen Betrieb eingestellt, Einrichtung teilweise enfernt

Heutige Nutzung
Mühlenturm renoviert und als Veranstaltungsort genutzt

Die im Jahre 1884 in Bennigsen erbaute Holländerwindmühle ist eine fünfstöckige Kappenmühle mit umlaufender Galerie. Sie erhielt ihren Platz an der gleichen Stelle am Lüderser Wege, an dem vorher, ca. 250 Jahre lang, eine Bockwindmühle gestanden hatte. Der Mühlenplatz liegt 88 m über N.N. und befand sich z.Zt. des Neubaues in einem Gelände ohne Windbehinderung. Das Mühlenhaus ist aus Bruchsteinen mit ein Meter dicken Mauern erbaut. Die Steine stammen wahrscheinlich aus den Brüchen in der nähe vom Steinkrug, worauf Eingeschlossene Fossilien in einigen Mauersteinen der Mühle hinweisen.
Die neue Mühle war für die damalige Zeit in Technik und Ausführung eine der modernsten Mühlen im weiten Umkreis.
In ihrem äußeren Aussehen unterscheidet sie sich von der damals meistens üblichen achteckigen Bauart durch eine runde, mit Betonmörtel abgeputzten Form.
1890, also sechs Jahre nach dem Baubeginn, scheinen wegen des Windes Probleme aufgetreten zu sein, denn der Eigentümer Hermann Schwerdtfeger ließ als zweite Antriebskraft schon bald für 2700 Mark einen Petroleummotor einbauen. Er nutzte ihn bis zum März 1900, als Bennigsen an das elektrische Stromnetz angeschlossen wurde.

Die Mühle hatte unten einen Schrotgang, und oben zwei Mahl- und zwei Schrotgänge.
1906 ging die Mühle in das Eigentum des Sohnes, Müllermeister Hermann Schwerdtfeger, und um 1945 an dessen Sohn, Müllermeister Otto Schwerdtfeger über.
Siebzig Jahre, bei gutem und bei schlechtem Wetter, hatte die Mühle zur Zufriedenheit des Meisters und seiner Kunden aus dem angelieferten Getreide Mehl und Schrot hergestellt. Da entlud sich über Bennigsen am 1. Adventsonntag 1954 ein schweres Gewitter. Außer einem zerbrochenen Mühlenflügel entstanden noch andere erhebliche Schäden, so dass die Konkurrenz durch die Großmühlen, und zu hoher Reparaturkosten nicht mehr instandgesetzt werden konnte.

Seit November 1967 gehörte das Mühlengrundstück dem Kaufmann Richard Scholz. Einige Jahre später zeigten sich Risse in Putz, aus denen an einigen Stellen durch Samenflug Birken wuchsen und trotz Entfernung der Sämlinge der Putz noch brüchiger wurde, abfiel und die Bruchsteine des Mauerwerks zum Vorschein kamen; eingeschlossene Fossilien sichtbar werden ließen.

Die Bennigser Windmühle 1972. Foto: Dieter Goldmann

Die Bennigser Windmühle 1974. Foto: Dieter Goldmann

Die Mühle 1975 mit einen Anbau für den Elektromotor bei Windstille. Foto: Dieter Goldmann

1986 kaufte Maurermeister Erich Sillus das Mühlengrundstück. Er ist seitdem bemüht, den Mühlenkörper als Kulturdenkmal zu erhalten.
IM Jahre 1991/92 legte der neue Eigentümer des Mühlengrundstücks und seine ideenreiche Partnerin mit Verwendung
kleinerer Findlinge vor der Südseite der Mühle eine halbkreisförmige dreistufige Terrasse an, etwa 2,50m hoch und bepflanzte diese mit Rosen und verschiedenen Blütenstauden. Beide, Rosen und Stauden, wetteifern die ganze frostfreie Jahreszeit in der Schönheit ihrer Blüten und Farben miteinander, dass man optisch fast den Eindruck gewinnt, auch das graue Mühlengebäude bekäme einen kleinen farblichen Abglanz dieser Blüten.
Als oberer Terrassenabschluss liegt ein Mühlenstein, aus dessen Mitte ständig ein Wässerchen plätschert, seinen Weg in einigen Windungen die Stufen hinabrinnt und nach der unteren Stufe versickert.

Leider dürfen die Flügel und die Kappe nicht wiederhergestellt werden, da eine Anwohnerin mit Erfolg dagegen geklagt hat. Ich persönlich hab für diese Entscheidung kein Verständniss. Mein persönliches Motto: Die Mühle war vor den Anwohnern da und sollte auch als (ganze) Mühle erhalten bleiben und nicht als halbfertiges Gebäude, nur weil einer Anwohnerin dieses Objekt stört. Schade das unsere Gesellschaft heutzutage immer gleichgültiger wird und sich zum Teil durch ihr verhalten ihre Kultur selbst zerstört.

Im Dezember 2013 wird die Wetterseite der Mühle neu verputzt. Foto: Dieter Goldmann

Ein Mühlenkaffee mit Bühne auf dem 1. Boden. Foto: Dieter Goldmann

Der ehemalige Sechskanntsichter. Foto: Dieter Goldmann

Treppenabgang zum Erdgeschoss. Foto: Dieter Goldmann

Foto: Dieter Goldmann

Dieses Stirnrad trieb einmal die 4 Mahlgänge der Mühle an. Foto: Dieter Goldmann

Einer der ehemaligen 4 Mahlgängen. Foto: Dieter Goldmann

Auch diese Mühle hat einen Bremsfahrstuhl. Foto: Dieter Goldmann

Geschrieben von: Wilhelm Jenker, Jan Wiedenroth

About Author

Advertisement

Kommentar veröffentlichen

  1. Hast Du sehr schön umgesetzt, Jan.

    Wollte hier nur mal die Kommentar-Funktion ausprobieren :-)

    AntwortenLöschen

 
Top