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Title: Hohnebostel - Bockwindmühle Hohnebostel
Author: Jan
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Baujahr
1701, 2012 Restauriert

Gebäudetyp
Bockwindmühle

Mühlenart
Getreidemühle

Betriebszustand
Am 15.04.1935 den Betrieb eingestellt

Heutige Nutzung
Mueseumsmühle im Hermann-Löns Park Hannover






Geschrieben von Rüdiger Hagen, Jan Wiedenroth: Die ehemalige Bockwindmühle in Hohnebostel hat eine lange Geschichte die in Hannover begann und mehrmals ihren Standort wechselte.

1580 wurde der Vorgänger der heutigen Mühle als städtische Windmühle auf dem Himmelreichsrondell, das später passend ,,Windmühlenrondell'' hieß, errichtet.

Die Windmühle lag in ihrer Vermahlungsleistung den städtischen Wassermühlen, der Brückmühle und den beiden Klickmühlen deutlich hinterher, ihr Anteil betrug 1601 nur 3,2 Prozent an dem von allen viel Mühlen verarbeites Getreides, 1604 nur noch knapp 0,9 Prozent. Der Grund für die damals so niedrige Vermahlungsleistung der Windmühle ist nicht ersichtlich, doch führte diese Entwicklung kurze Zeit später zur Stilllegung und zum späteren Abbau der Mühle. Bereits 1608 wird die Mühle im Mühlenregister nicht mehr als Betrieb geführt.

Mit dem Verkauf der beiden Reserve-Mühlensteine an die Gutswindmühle in Bemerode und die herrschaftliche Windmühle im Mühlenfeld vor Großburgwedel Anfang Mai 1618 endet die Betriebsgeschichte der ,,Alten Mühle''.

Wie lange die stillgelegte Mühle noch gestanden hat ist ungewiss, möglicherweise hat der berüchtigte Sturm von 1630 die letzten Reste der Mühle beseitigt. Möglicherweise sind die Teile noch eingelagert worden, die um die Wende zum 18. Jahrhundert beim Bau der neuen Windmühle verwendet worden sind.

1701 wurde am sogenannten Bärenrondell beim Rösehof nahe des Ägiedientors eine neue Windmühle errichtet. Die Mühle wurde beim Bau wie damals nahezu alle Bockwindmühlen hierzulande mit nur einen Mahlgang ausgestattet, der ausschließlich Roggen vermahlte. Da es sich um eine städtische Mühle handelte, wurde hauptsächlich feines Mehl hergestellt. Am 5. August 1701 ist laut Mühlenregister der erste Posten Roggen vermahlen worden.

Dass beim Bau der Mühle Teile der Vorgängermühle verwendet worden sind, darauf könnte die Tatsache hinweißen, dass in nicht allzu ferner Zeit bereits tragende Teile ausgetauscht werden mussten. So ergab die dendrochronologische Untersuchung als Fälljahr des Holzes für den Hammer ca. 1728 und für den Hausbaum ca. 1747.

Mit der Erweiterung der Stadt durch den Bau der Ägidienneustadt unter Christian Ulrich Graupen musste die Mühle weichen und wurde ab Ostern 1748 demontiert und auf der Sparrenbergsbastion beim heutigen Opernhaus neu aufgestellt.

Nunmehr sollte die Mühle ein zweites Mal der Stadterweiterung weichen. Unter Georg Ludwig Friedrich Laves wurde in damaligen Jahren die sogenannte ,,Ernst-August-Stadt'' nordöstlich der Georgstraße erbaut. Die Sparrenbergsbastion, worauf die Windmühle stand, sollte dem neuen Hoftheater, dem heutigen Opernhaus weichen.

Am 1. Mai 1845 stand die Mühle betriebsfertig auf dem Emmerberg hinter dem Grundstück Meterstraße 4. Im Zuge dieser Umsetzung muss eine erste Erweiterung der Mühlentechnik stattgefunden haben. Dieses betraf den Einbau eines Weizenmahlganges mit eigenem Mehlsichter.

Am 1.5.1855 pachtete Ernst Voß für 10 Jahre die Mühle. Voß ist eine alte Müllersippschaft aus der südöstlichen Gegend von Celle und dort auf den Windmühlen in Lachendorf und Groß Eicklingen sowie der Wassermühle Wienhausen tätig gewesen.

In der Pachtzeit von Voß fällt eine dritte Versetzung der Mühle von der Meterstraße auf den Engsohder Berg, vermutlich erneut auf Grund der Stadterweiterung.

Da eine Erweiterung des Engesohder Friedhofes beschlossen worden war und dieser der Mühle im Weg stand, wurde die Mühle am 18. Mai 1872 für 525 Rechstaler an den Müller und Mühlenbauer Staats aus Langlingen verkauft. Staats war im Celler Raum kein Unbekannter seines Fachs: 1859 hatte er in Langlingen/Neuhaus eine große Holländer erbaut, die noch heute vorhanden ist.

1873 ließ Staats die Mühle in Hannover abbauen und auf dem Eltzer Berg in Hohnebostel wieder aufbauen. Da Staats die Holländermühle in Neuhaus betrieb, Verpachtete er die Bockwindmühle an den Müller Albert Lahne aus Verlorenwasser bei Danzig.

1882 kaufte der Müller Friedrich Graß die Bockwindmühle, wodurch Staats die Holländermühle in Neuhaus modernisieren ließ, worauf eine Notiz im Treppengebälk der Mühle hinweist.

Um die Wende 1882/1883 ließ Graß neben der Mühle das noch heute vorhandene Wohnhaus errichten. Die Windmühle wurde grundlegend modernisiert, die inzwischen veraltete Vermahlungstechnik ließ er durch zwei gleich große Mahlgänge mit neuzeitlicher Mehlsichterei ersetzen. Weiterhin ließ Graß den bislang offen gebliebenen Bock der Mühle ummauern und überdachen.

Am 1.10.1894 verpachtete Graß die Mühle an den Müller Ferdinand Salje aus Hannover-Stöcken. Am 23.3.1895 starb Friedrich Graß an Tuberkulose und seine Witwe verkaufte die Mühle für 13800 Reichsmark an Ferdinand Salje.

In den folgenden Jahren ließ Salje die Mühle noch mehrmals modernisieren, so erhielt die Mühle 1908 einen Elevator, der das angelieferte Getreide eine im Dach befindliche Schälmaschine beschickte. Im gleichen Zuge ließ Salje zwei der vier Flügel die Segeltuchbespannung durch Jalousieflügeln ausstatten.

Um unabhängig von Wind mahlen zu können wurde 1911 ein 16 PS starker Benzolmotor gekauft und in ein Ziegelsteinschuppen neben der Mühle aufgestellt, welcher 1925 durch ein Rohölmotor ersetzt wurde.

Um den inzwischen nach dem ersten Weltkrieg errichteten Großmühlen konkurrenzfähig bleiben zu können, wagte Salje noch einen bedeutsamen Umbau der Mühle: 1929 ließ er zusätzlich zu den beiden Mahlgängen einen Walzenstuhl mit eigenem Elevator und Mehlsichter einbauen.

1930 beschädigte ein Sturm einen der beiden Jalousieflügel, wobei ein Teil des Flügelgatters abgerissen und gegen die Giebelwand des Müllerhauses geschleudert wurde. Die Spuren davon sind in zwei Ziegelreihen des Müllerhauses noch heute sichtbar.
Der Flügel wurde noch einmal repariert, ein Ende des Betriebes war jedoch deutlich absehbar und der Betrieb am 15.4.1935 still gelegt.

Der letzte Betriebszustand der Bockwindmühle.

Inzwischen gab es in Hannover Planungen, auf dem Gelände der ehemaligen Konservenfabrik nahe des Annastifts in Kirchrode zu heimatkundlichen Zwecken ein ,,Niedersachsendorf'' im Heidestill aufzubauen. Aus diesen Planungen entstand der Hermann-Löns-Park in dem auch eine alte Niedersächsische Bockwindmühle dargestellt werden sollte.
Für 13000 Reichsmark kaufte die Stadt Hannover die Mühle von Ferdinand Salje und begann im März 1938 mit dem Abbau der Mühle in Hohnebostel und den Wiederaufbau im April/Mai in Hannover. Da man in dem Niedersachsendorf eine ,,alte Niedersächsische Bockwindmühle'' darstellen wollte, wurde die Technik der Mühle auf einen altertümlichen Zustand mit einen Mahlgang zurückgebaut.

Heute nach 80 Jahren durchgehender Stillstand der Mühle entstanden große Verfallserscheinungen. So musste die Mühle 2008 abgebaut werden, die Teile wurden restauriert und 2012 wieder aufgebaut.

Die heutige Bockwindmühle im Hermann-Löns-Park in Hannover. Foto: Wikipedia

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