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Title: Syke/Halbetzen - Windmühle Ritterhoff
Author: Jan
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Baujahr
1873

Gebäudetyp
Erst Gallerie-Holländermühle, später Motormühle

Mühlenart
Futterschrotmühle

Betriebszustand
1953 den Betrieb eingestellt, nach missglückter Sprengung Mühle abgerissen













Geschrieben von Florian Butt: Halbetzen ist ein kleiner Ortsteil der niedersächsischen Stadt Syke und ist sehr stark von der Landwirtschaft und dem Getreideanbau geprägt. Nur wenigen ist bekannt, dass es im Dorf mal eine Windmühle gegeben hat, die noch gar nicht allzu lange verschwunden ist. Sie gehörte zum Hof Ritterhoff, stand hinter der Hofanlage und war von allen Seiten weithin sichtbar.

Erbaut wurde die Mühle im Auftrage von Johann Ritterhoff und seiner Frau im Jahre 1873 durch den bekannten Mühlenbauer Johann Fahlenkamp aus Bruchhausen - Vilsen. Sie war ein komplett gemauerter und verputzter einstöckiger Galerieholländer mit aufgeständerter Galerie. Das Krühwerk bestand aus einem mächtigen Stertbalken, die Flügelruten waren schon mit Jalousien ausgerüstet. Die technische Einrichtung bestand lediglich aus zwei Schrotgängen zur Vermahlung von Futtergerste und gelegentlich auch zur Herstellung von Backschrot für den Hofbedarf. Desweiteren war für kurze Zeit eine Schäl- und Spitzaschine vorhanden, die aber nach dem zweiten Weltkrieg keine Funktion mehr hatte. Weitere Arbeitsmaschinen gab es nicht. Die Kundschaft kam auch aus den benachbarten Dörfern, auch wurde zu vermahlende Gerste von der nahegelegen Kleinbahnhaltestelle im benachbarten Heiligenfelde geholt.

Schon recht früh wurde neben der Mühle ein Motorenhäuschen mit Sekundärantrieb errichtet. Neben dem zusätzlichen Motorantrieb der Mühle wurde auch eine Dynamomaschine angeschlossen, die den Betrieb und den Ritterhoff´schen Hof mit Strom versorgte. Mit der Flügelanlage gab es laufend Probleme, Stürme rissen immer wieder die Jalousieklappen heraus. Aus einer Zeitungsanzeige vom 14. September 1935 geht hervor, dass die Mühle einer gründlichen Reparatur unterzogen wurde, der Anstrich wurde erneuert, die Kappe mit neuen Blechen beschlagen und außerdem zwei neue Flügel angebracht. Doch schon ein Jahr später wurde das gesamte Flügelkreuz entfernt, nachdem bei einem erneuten Sturm eine Rute gebrochen war. Nun wurde gänzlich auf Motorkraft umgestellt. Im Jahre 1946 wurde die Mühlenkappe heruntergenommen und der steinerne Achtkant bis etwa in Höhe des Stirnradbodens abgebrochen, der Turmstumpf erhielt nun ein Notdach.

Der Mühlenturm nach dem Teilabriss 1946. Rechts daneben ist der Motorschuppen zu erkennen. Foto: Florian Butt

Eine kurze Arbeitspause beim Teilabriss. Foto: Florian Butt

Noch bis ins Jahr 1953 wurde in der Mühle geschrotet, das Gewerbe aber schließlich abgemeldet und für den Eigenbedarf eine Hammermühle in einer nahegelegen Scheune angeschafft. Die Mühle diente nun noch als Lagerraum und Hühnerstall, bis man sich 1960 entschied, den Stumpf nun gänzlich abzubrechen. Hierzu wurde ein Sprengkommando angefordert, welches sich dem Mühlentorso annahm und nach einem Tag Vorbereitung alle Ladungen verteilt hatte. Wie dieses Vorhaben endete, lässt sich dem im Text beigefügten Zeitungsartikel aus der örtlichen Presse entnehmen.

Die Mühle vor der Sprengung 1960. Foto: Florian Butt

Zeitungsartikel von 1960

Heute erinnert nichts mehr an die Mühle, bis 2013 stand noch das Motorenhäuschen, dieses wurde aber zwischenzeitlich abgebrochen, lediglich die Fundamente liegen noch und sind mit einer kleinen Gartenwindmühle verziert. Auf dem ehemaligen Standort der Mühle ist nun ein großräumiges Blumenbeet entstanden. Der Inschriftstein der Mühle liegt noch am Beetrand und zeigt dem vorbeikommenden Wanderer den genauen Standort.

Dieser Mahlstein blieb bis heute erhalten. Foto: Florian Butt

Ehemaliger Standort: links der Inschriftstein, in der Mitte der Standort des Motorenschuppens und rechts der ehemalige Mühlenplatz. Foto: Florian Butt

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